Woher weiß ich, welche Rebsorten sind für mein Klima geeignet?

Posted by admin 19pm28UTC_f2017Sun, 19 Feb 2017 23:48:43 +000002pm28_43112017Sun, 19 Feb 2017 23:48:43 +000028 0 Comment(s) Häufig gestellte Fragen,

Das Klima. Damit die Traube die gewünschte Perfektion und Harmonie erreicht, um ein Qualitätsprodukt daraus zu erzeugen, ist in der Regel ein optimales Klima notwendig. Dies ist jedoch nicht einfach, denn neben anderen Ursachen ist für alle Rebsorten das Verhältnis Klima – Ertrag – Qualität unterschiedlich. Die klimatischen Bedingungen als Resultat der meteorologischen und geographischen Elemente eines Standortes sind schwer vorhersehbar. Darüber hinaus ist es unwahrscheinlich, dass sich bestimmte klimatische Bedingungen in gleicher Form in Zeit und Raum wiederholen. In dieser Hinsicht wurden Relationen zwischen den Eigenschaften des Umfeldes (Medium) und einiger kennzeichnender Werte der Produktqualität gesucht, was zu einer großen Zahl von (bio)klimatischen Kennzahlen geführt hat, die zur Bestimmung der Eigenschaften von Weinbaugebieten dienen. Dies führte generell zur Kenntnis und Bewertung der notwendigen Voraussetzungen für gutes Ausreifen der Trauben.

Energie und Temperatur. Die Rebe hat einen hohen Bedarf an Sonneneinstrahlung und ihre Photosyntheseleistung steigert sich mit der Wellenlänge des sichtbaren Spektrums. Unter wärmemäßig adäquaten Bedingungen liegt das Optimum zwischen 30.000 und 60.000 Lux (1.000 W/m2 = 96.000 Lux); bei Werten über 30 °C und 100.000 Lux schließen sich die Stomata der Pflanzen. Die Photosynthese‑Intensität und damit das Triebwachstum ist eng an die Entwicklung der Temperatur gebunden, das Maximum liegt bei 25–30 °C. Die Geschwindigkeit des Wachstums hängt ebenfalls mit der Photoperiode zusammen, und sie steigt, wenn die Tagesdauer dreizehn Stunden erreicht. Eine höhere Lichtintensität (bis zu einem gewissen Grenzwert) fördert das Wachstum und die Reife der Trauben.

Das Licht und die Temperatur spielen eine entscheidende Rolle bei der Befruchtung, indem sie den Differenzierungsprozess der Infloreszenzen verbessern. Besonders bei Temperaturen von 20–25 °C und Trockenheit wird die Blüte begünstigt. Wiederum schädlich wirkt sich kühles und nasses Wetter aus, dies sind Bedingungen, die zu einer schlechten Befruchtung führen. Die Temperatur und die Lichtintensität fördern das Wachstum und die Reife der Beeren, indem sie die Photosyntheseaktivität erhöhen und damit die Zuckerbildung, die Synthese der Farbstoffe und der Aromakomponenten und letztendlich den Abbau der Säure fördern. Häufig kommt es zur asynchronen Entwicklung von Beeren und Trauben bedingt durch ihre unterschiedliche Belichtung, die zu geringer Trockensubstanz‑ und Polyphenolbildung bei stärkerer Beschattung führt. Eine Lufttemperatur von 10 °C wird als Vegetationsnullpunkt der Rebe betrachtet. Die Augen‑Aktivität beginnt im Frühling, sobald die Luft diese Temperatur erreicht, und endet im Oktober, wenn die Temperatur wieder unter 10 °C zurückfällt. Dessen ungeachtet beginnt – in Abhängigkeit von Rebsorte und Anbaugebiet – der Austrieb bei Temperaturen zwischen 9 °C und 13–14 °C. Dies bedeutet, dass die Aktivität des Wurzelsystems vorher beginnt und später endet, da eine Bodentemperatur von 10 °C im Frühjahr vorher erreicht wird und im Herbst länger andauert.

Der Niederschlag in Form von Regen ist von großer Bedeutung für die Entwicklung der Rebe, denn er beeinflusst entscheidend Menge und Qualität der Trauben. Im Zusammenwirken mit der Temperatur und der Bodenfeuchtigkeit bestimmt er die Wasserverfügbarkeit der Pflanze; somit besteht eine Wechselwirkung zwischen Klima und Boden. Der Wasserbedarf hängt von der quantitativen und qualitativen Zielsetzung der Produktion ab. Traditionell hält man eine Zusatzbewässerung für vorteilhaft, wenn die gesamte Wasserzufuhr in der Vegetationsphase unter 360 mm liegt, sie wird als unnötig erachtet, wenn die Zufuhr über 500 mm liegt. Man kann davon ausgehen, dass ein Weinberg vom Austrieb bis zur Reife 300–500 mm Regen benötigt und 250–700 Liter Wasser für die Produktion von einem Kilo Trockensubstanz. Damit addiert sich der Wasserbedarf auf insgesamt 700–1000 Liter pro Rebstock. Trockenphasen vermindern Wachstum und Ertrag. Sommerhitze verkürzt die Reifeperiode, reduziert die Säure, die Farbintensität, die Zuckerproduktion und fördert die Austrocknung. Exzessiver Regen hingegen kann Schäden hervorrufen wie Infektionen mit Krankheitserregern (Peronospora und Botritis), darüber hinaus kann es zu Bodenerosion kommen, zum Absterben von Wurzeln bei mangelnder Dränage oder auch zum Verrieseln der Blüte und Platzen der Beeren in der Reifephase.

Andere Klimafaktoren. Unter den vielen meteorologischen Phänomenen mit Bezug zum Weinbau treten vor allem die relative Luftfeuchtigkeit, der Wind und der Hagel hervor.

Evapotranspiration und Feuchtigskeitsdefizit. Das Evapotranspirationspotenzial (ETP) nimmt einen wichtigen Platz in der Klimaanalyse ein, da es das Element ist, das gemeinsam mit dem Niederschlag Feuchtigskeitsdefizit und ‑überschuss bestimmt. Um die „hydrologische Bilanz“ zu erstellen, müssen wir das Niederschlagsdefizit als Summe der positiven Differenzen zwischen ETP und Niederschlagsmenge errechnen. Dieser Index ist aus weinbaulicher Sicht sehr wichtig, da verschiedene Abweichungen, wie zum Beispiel bei der Dauer der Vegetationsperiode, Auswirkungen auf die Qualität der Trauben haben.